York Höller im Interview
Werktext zu Duo Play
Wie die anderen Komponisten dieses Bandes empfand York Höller die ungewöhnliche Aufgabenstellung, ein Werk in einer zweihändigen und einer vierhändigen Version zu entwickeln und dabei bestimmte spieltechnische Grenzen nicht zu überschreiten, als „reizvolle Herausforderung“. Seine beiden Stücke Solo play und Duo play sind zwei eigenständige Werke, die unabhängig voneinander aufgeführt werden können. Der Blick in die Partitur zeigt dabei, dass es sich bei dem vierhändigen Stück um eine erweiterte Fassung des zweihändigen Stücks handelt. So erklingt in Duo play in der Partie des ersten Spielers die Musik von Solo play. Der zweite Spieler greift an einigen Stellen unterstützend ein, ergänzt und kontrapunktiert aber ansonsten das Spiel seines Duopartners durch neu hinzu komponierte Schichten.
Solo play und Duo play sind die ersten Stücke im anspruchsvollen Klavierwerk von York Höller, die gezielt für junge Spieler geschrieben wurden.
Video: Duo Play | © 2010
Tamara Stefanovich und Franz Thiele bei der Uraufführung von York Höllers vierhändigem Stück Duo play am 12. Juli 2010
Biographie – York Höller
York Höller wurde in Leverkusen geboren und studierte 1963–70 in Köln u.a. bei Bernd Alois Zimmermann, Herbert Eimert und Alfons Kontarsky. Die Teilnahme an Pierre Boulez’ Analyseseminaren bei den Darmstädter Ferienkursen 1965 regte ihn zur Auseinandersetzung mit der seriellen Musik an. Nach vorübergehender Tätigkeit an der Bonner Oper arbeitete er 1971/72 am Studio für Elektronische Musik des WDR, dessen künstlerische Leitung er von 1990 bis 2000 innehatte.
Eine Reihe von Werken, die durch die Synthese von instrumentalen/vokalen und elektronischen bzw. computergenerierten Klängen gekennzeichnet sind, machte Höller in den 1970er Jahren international bekannt. Mit der Einladung ans Pariser IRCAM nahm 1978 Höllers besondere Verbindung zum französischen Musikleben ihren Ausgang, die ihren vorläufigen Höhepunkt 1989 in der erfolgreichen, von der französischen Theater- und Musikkritik preisgekrönten Uraufführung von Der Meister und Margarita an der Opéra de Paris fand.
In den 1980er Jahren vollendete Höller auch eine Anzahl rein akustischer Stücke, unter denen das erste Klavierkonzert und das Orchesterwerk Magische Klanggestalt zu den meistgespielten zählen. Er lehrte über lange Jahre in Köln sowie in Freiburg, England und Finnland, wurde 1993 zum Professor für Komposition an die Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler und 1995 an der Musikhochschule Köln berufen. Höller erhielt zahlreiche Auszeichnungen, viele Werke entstanden in prominentem Auftrag, etwa Fanal für das Ensemble InterContemporain, Aura für das Chicago Symphony Orchestra oder Gegenklänge für das Ensemble Modern. 1999 komponierte Höller aus Anlass des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin das Orchesterwerk Aufbruch.
In jüngerer Zeit entstanden Der ewige Tag für Chor, Orchester und Elektronik (2001), Klangzeichen für Klavier und Bläser (2003), Feuerwerk für 16 Instrumentalisten (2004), Fluchtpunkte für Flöte, Englisch Horn, Klarinette, Klavier und Schlagzeug (2006) sowie das Orchesterstück Sphären (UA 2008 durch das WDR Sinfonieorchester Köln unter Semyon Bychkov).
Neben zahlreichen weiteren internationalen Kompositionsaufträgen, Stipendien, Gastdozenturen und Auszeichnungen wurde Höller durch die Aufnahme in den Ordre des Arts et des Lettres der Französischen Republik. Seit 1991 ist er Mitglied der Berliner Akademie der Künste, seit 2006 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Ein Buch über den Komponisten erschien zu seinem 60. Geburtstag in der Reihe "Musik der Zeit".
Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Boosey & Hawkes
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York Höller: Solo play – Duo play
Solo play und Duo play sind die ersten Stücke im anspruchsvollen Klavierwerk von York Höller, die gezielt für junge Spieler geschrieben wurden. Der vielfach ausgezeichnete Komponist empfand die Aufgabenstellung, ein Werk in einer zweihändigen und einer vierhändigen Version zu schreiben, als reizvolle Herausforderung...