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Preisträger des Klavier-Festivals Ruhr 2014
Bitte beachten Sie das ergänzte Programm.
(WAZ, Pedro Obiera, 16.05.2016)
Ein großer Künstler, ein Interpret, bei dem es keine überflüssigen Effekte gibt. Krystian Zimerman bescherte dem Klavierfestival Ruhr in Essen einen großen Abend.
Die Schubert-Interpretationen von Krystian Zimerman...
(WAZ, Pedro Obiera, 16.05.2016)
Ein großer Künstler, ein Interpret, bei dem es keine überflüssigen Effekte gibt. Krystian Zimerman bescherte dem Klavierfestival Ruhr in Essen einen großen Abend.
Die Schubert-Interpretationen von Krystian Zimerman genießen Referenzstatus. Schubert widmet sich Zimerman seit Beginn seiner Karriere mit der gleichen Liebe wie den Meistern seiner polnischen Heimat. Davon erklangen bei seinem neunten Auftritt im Rahmen des Klavierfestivals Ruhr in der gut besuchten Essener Philharmonie zwar nur vier kleine Mazurken von Karol Szymanowski. Aber auch diese Miniaturen feilte Zimerman so detailgenau aus, dass die in Deutschland immer noch nicht in vollem Maß erkannte Bedeutung des Komponisten, der an persönlichem Profil, an Klangsensibilität und Originalität seinen Zeitgenossen Debussy und Scriabin in nichts nachsteht, hörbar wurde.
Im Mittelpunkt des Abends standen die beiden letzten Sonaten Schuberts in A-Dur und B-Dur: Offenbarungen für die einsame Insel. Zimerman zergrübelt nichts und banalisiert nichts. Er bauscht die Werke nicht sentimental auf und verzichtet auf die Pranke des Virtuosen. Von der gewaltigen Ausdehnung der Werke lässt sich Zimerman nicht irritieren und macht deutlich, dass es sich um verkappte innere Monologe handelt, in denen sich ein immenser Kosmos emotionaler Nuancen wie in einem Kokon entfaltet.
Entsprechend geht Zimerman mit der Musik um. Inspiriert, diszipliniert, abgeklärt ohne jeden effektbetonten Ehrgeiz. Voraussetzungen, die ein Höchstmaß an Reife, geistiger Durchdringung, Konzentration und natürlich manueller Perfektion erfordern. Je stärker sich der Pianist zurückhält, umso nachhaltiger wirkt die Musik in ihrer grenzenlosen Ausdruckstiefe. Und die „himmlischen Längen“ lösen sich angesichts der bis zum letzten Ton anhaltenden introvertierten Spannung in nichts auf. Die Formverläufe erhalten klare Strukturen und die auffälligen Stockungen einiger Sätze wirken wie Nachklänge der zurückliegenden Ereignisse.
Ein Schubert-Abend, der das Publikum sichtlich beeindruckte und dem nur eins fürs allerhöchste Schubert-Glück fehlte: Die dritte Sonate der späten Trias, die ebenso großräumige wie geniale Sonate in c-Moll.
(Ruhr Nachrichten, Karsten Mark, 16.05.2016)
Er ist schnell auf die Palme zu bringen und deshalb immer für einen überraschenden Auftritt gut. Vor knapp drei Jahren erregte Krystian Zimerman großes Aufsehen, als er sein Konzert mitten im Stück...
(Ruhr Nachrichten, Karsten Mark, 16.05.2016)
Er ist schnell auf die Palme zu bringen und deshalb immer für einen überraschenden Auftritt gut. Vor knapp drei Jahren erregte Krystian Zimerman großes Aufsehen, als er sein Konzert mitten im Stück unterbrach, weil er sich von Zuschauern mit dem Handy gefilmt wähnte. Er protestierte gegen "die Vernichtung der Musik durch Youtube".
Kein Wunder, dass sich das Publikum Freitagabend in der Philharmonie Essen fragte, was dieses Mal passieren würde. Doch Zimerman blieb wortlos auf der Bühne.
Gut gelaunter Pianist
Bloß ein wiederholtes demonstratives Hüsteln als ironischen Seitenhieb auf das zwischen den Sätzen ausgiebig hustende Publikum konnte sich der 59-jährige Pole nicht verkneifen. Bei einem anderen seiner nunmehr neun Auftritte beim Klavier-Festival Ruhr war ihm aus gleichem Grund auch schon einmal der Kragen geplatzt. Doch an diesem Abend tritt Zimerman sichtlich gut gelaunt auf die Bühne.
Geschlagene 25 Jahre haben seine Fans darauf gewartet, dass sich Zimerman wieder dem Œuvre Franz Schuberts widmet. 1991 hatte er Schuberts Impromptus auf CD eingespielt. Nun stehen Schuberts letzte beiden großen Sonaten in A-Dur und B-Dur auf dem Programm.
Zimerman hat die tiefen Abgründe in der Musik des sterbenden Schubert mit all seiner Verzweiflung, der überraschenden Heiterkeit und der allgegenwärtigen Gesanglichkeit bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet. Er summt und dirigiert sich zuweilen selbst beim Spiel und es gelingt ihm in beglückender Weise, ein überraschend neues Licht auf diese so zahlreich aufgeführten Werke zu werfen. Bravo!
(Recklinghauser Zeitung, Bernd Aulich, 15.05.2016)
Krystian Zimerman zelebriert beim Klavierfestival den Schwanengesang der letzten Sonaten
ESSEN. Schuberts im Todesjahr 1828 entstandene letzte Klaviersonaten in A-Dur und B-Dur im Doppelpack...
(Recklinghauser Zeitung, Bernd Aulich, 15.05.2016)
Krystian Zimerman zelebriert beim Klavierfestival den Schwanengesang der letzten Sonaten
ESSEN. Schuberts im Todesjahr 1828 entstandene letzte Klaviersonaten in A-Dur und B-Dur im Doppelpack aufzuführen, ist eine gewaltige Herausforderung. Welcher Pianist von Rang hat den poetischen Zauber dieses Schwanengesangs nicht schon durchleuchtet? All dem noch eine neue Diktion hinzuzufügen, setzt entschlossene Meisterschaft voraus.
Krystian Zimerman ist ein solcher Interpret. Der 59-jährige Pole mit dem Gestus eines uneitlen Grandseigneurs wirft einen erfrischend vitalen Blick auf Schubert. Sein subtiles Spiel entfacht Klangbrillanz von höchster Eleganz. Es gewinnt dichte Intensität, ohne dem bleischwer Todestrunkenen zu verfallen. Das ist ein bewundernswert unsentimentaler, herrlich kantabler Schubert. Zimerman grübelt nicht, um Tiefendimensionen aufzuspüren. Tiefgang ergibt sich bei ihm wie von selbst im detailversessenen Innehalten. Im Mut zu rapiden Brüchen. Und in den mit Furor ausgespielten retardierenden Momenten der unendlichen Melodie.
So ähnlich hat sich Mauricio Pollini dem beschaulich Kleinen im Großformat dieser Musik gewidmet. Beherzt und mit Elan. Im Allegro der A-Dur-Sonate jagen bei Zimerman die Eindrücke vorbei wie die Landschaften im Blick aus dem Fenster eines Schnellzugs. Das wirkt, als suchte der Interpret, ohne sich eingespielt zu haben, in Schuberts Klanggebirge noch nach dem adäquaten Zeitmaß. Für Effekthascherei hat dieser Pianist nichts übrig. Und so wirkt sein rastloses Tempo nicht aufgesetzt. Es wird zum Ausdruck innerer Unruhe, über die auch himmlische Längen nicht hinwegtäuschen können. Ob im sanften Zauber des Andantino, im aufgewühlten, tänzerischen Scherzo oder in der endlos ausgelassenen Spielfreude des Rondos – Schuberts Poesie entdeckt Zimerman durch den Filter glitzernder Farbvaleurs.
Und wie dieser Perfektionist mit lockerer Hand den schweifenden ersten Satz der B-Dur-Sonate zelebriert. Wie er das Andante sostenuto in ein gehauchtes Gespinst verwandelt, das Doppelbödige des springlebendigen Scherzos „con delicatezza“ offenbart und das rätselhafte Finale unter Hochspannung setzt. Da steigert sich seine filigrane Kunst zu jenen vielbeschworenen, oft unerreichten magischen Momente, die Schuberts besonderen Rang ausmachen.
Als Zäsur zwischen beiden monumentalen Sonaten wählte Zimerman vier der 20 Mazurken seines polnischen Landsmannes Karol Szymanoswki, dessen Name Musikliebhabern am ehesten durch die Oper „König Roger“ geläufig ist. Sehr artifiziell klangen die ersten drei, bodenständig deftig die vierte. Noch deutlicher wurde die Klangfarben-Raffinesse in der Nähe zu dem Russen Alexander Skrjabin in drei Zugaben, lauter Szymanowski-Préludes.
(omm.de, Stefan Schmöe, 14.05.2016)
Krystian Zimerman hustet. Da geht ein Raunen, ein leises Lachen durchs Publikum: Schließlich ist der Pianist berühmt-berüchtigt für seinen energischen Umgang mit Störungen aller Art. Natürlich hustet er in der Pause...
(omm.de, Stefan Schmöe, 14.05.2016)
Krystian Zimerman hustet. Da geht ein Raunen, ein leises Lachen durchs Publikum: Schließlich ist der Pianist berühmt-berüchtigt für seinen energischen Umgang mit Störungen aller Art. Natürlich hustet er in der Pause zwischen zwei Sätzen, und mit souverän selbstironischer Geste kommentiert er die Publikumsreaktion. Nicht nur da zeigt sich das Charisma dieses ausgesprochen eleganten Herren mit schlohweißem Haar; der während seines Spiels gerne mit dezentem Schwung der linken Hand der Musik nachzudirigieren scheint.
Was das mit Schubert zu tun hat? Eine ganze Menge. Die Noblesse spiegelt sich aber auch in seinem Spiel, das auf donnernde Akkorde, auf ausgestellte Virtuosität und zugespitzte klangliche Brillanz verzichtet und sehr elegant und verführerisch charmant daher kommt. Der gerade in der hohen Lage sehr weiche Anschlag lässt den sonst im Diskant eher unterkühlt klingenden Steinway warm leuchten. Ein Fortissimo schüttelt Zimerman lässig aus dem Handgelenk (das darf man ganz wörtlich verstehen), und das hat Energie, aber es klingt immer edel und sehr, sehr schön.
Die letzten beiden Sonaten Schuberts darf man zu den Weltwundern der Kulturgeschichte zählen (und die drittletzte gehört auch dazu - schade, dass Zimerman, dem man gerne noch eine weitere Stunde zugehört hätte, sie nicht auch noch ins Programm aufgenommen hat). Den ersten Satz der A-Dur-Sonate (Nr. 20, D.959) spielt er beinahe aufreizend heiter. Wo andere Künstler die Kontraste und das Brüchige unterstreichen, stellt Zimerman einen inneren Zusammenhang her, der die Sonate in der Tradition beinahe mehr Haydns als Beethovens sieht - ein meisterlich fortgesponnenes Sonatenhauptsatzschema, als habe die vagabundierende Romantik noch gar nicht recht begonnen.
Natürlich schwingt die dennoch mit; die schnellen Läufe spielt er legato wie mit einem Weichzeichner (aber die Präzision des Spiels stellt sicher, dass das nie diffus wird). Ähnlich aufreizend beginnt das Andantino: Die linke Hand betont trocken den Ostinato-Charakter der Begleitung, darüber fast naiv die Melodie, als habe aus der fernen Zukunft Strawinsky mitgemischt. Und dann bricht im Mittelteil die Romantik mit Gewalt herein, und nichts ist, wie es war. Da wird rückwirkend auch die klassische Heiterkeit des Kopfsatzes infrage gestellt. Das Scherzo wird zum gespenstischen Nachtstück, und wenn Zimerman den Finalsatz ganz wunderbar gesanglich mit viel klanglicher Raffinesse präsentiert, dann ahnt man noch die Ungeheuer im Hinterkopf. Die etlichen Generalpausen der Coda scheinen zu fragen: Wie soll das alles nun weitergehen? Auch da ist Zimerman ganz Grandsigneur: Er spielt mit formvollendeter Eleganz, die mehr andeutet als offen ausspricht.
Vorab nicht angekündigt waren vier Mazurken von Karol Szymanowski (op. 50 Nr. 13 - 16) die Zimerman nach der Pause einschob - rund 100 Jahre nach Schubert entstanden und mit impressionistischem Einschlag kann man das als Kommentar verstehen, wie Schuberts Nachtgedanken fortzuspinnen sind. Zimerman spielt mit größter Delikatesse, mit bewundernswertem Farbspektrum und einem Pianissimo-Anschlag von ungeheurer Nuancierung - das zeigt er auch in den Zugaben, drei Préludes ebenfalls von Szymanowski (op. 1 Nr. 1, 2 und 7), betörend und berauschend schön im Ineinanderfließen der Klänge.
Dann Schuberts letzte, die große und großartige B-Dur-Sonate D960. Das schier unendliche Hauptthema des Kopfsatzes nimmt er weniger liedhaft als mehr choraliter, gewichtig und mit winzigen Verzögerungen, unterstreicht die Harmonisierung, und das gibt der Musik etwas Gravitätisches, nicht zu sehr, aber doch genug, um den Ernst der Sache deutlich zu machen. Es ist auch hier keine Interpretation der Extreme: Die zerklüfteten Abgründe sollen andere aufzeigen. Was nicht heißt, dass es sie bei Zimerman nicht gibt. Sie lauern. Man darf sich solcher Schönheit nicht zu sicher sein.


Kritiken / Pressestimmen
(WAZ, Pedro Obiera, 16.05.2016)
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Die Schubert-Interpretationen von Krystian Zimerman...