Im Vorverkauf seit 10. November 2016
Die gebürtige Russin Anna Vinnitskaya ist eine zarte Erscheinung. Aber der erste Eindruck täuscht. Wenn die seit 2002 in Hamburg lebende Pianistin am Steinway-Flügel loslegt, vermag sie sich in feurigen Furor zu steigern. Dem Klavierfestival Ruhr...
Die gebürtige Russin Anna Vinnitskaya ist eine zarte Erscheinung. Aber der erste Eindruck täuscht. Wenn die seit 2002 in Hamburg lebende Pianistin am Steinway-Flügel loslegt, vermag sie sich in feurigen Furor zu steigern. Dem Klavierfestival Ruhr bescherte sie im Ruhrfestspielhaus einen mit großem Beifall gefeierten fesselnden Abend. Mit einem alles andere als spröden, sperrigen oder gar trivialen Schostakowitsch im Doppelpack.
Elf Jahre alt war sie, als sie Schostakowitschs zweites Klavierkonzert zum ersten Mal am Konservatorium der Hafenstadt Novorossijsk am Schwarzen Meer vortrug. An jenem Konservatorium, an dem ihre Eltern als Pianisten unterrichteten. Damals nahm sie bloß den in der Sowjetunion obligatorischen Optimismus wahr. Heute erschließen sich der 33-Jährigen auch die Zwischentöne des russischen Meisters der Maskerade. Heute dringt sie in die Ritzen der von Dmitri Schostakowitsch als Fassade enthüllten tradierten Formen vor. Mit einer unvergleichlichen Mischung aus spontanem Elan und subtiler Raffinesse, aus kultiviertem Klang und Gespür für jäh umschlagende Stimmungen ist sie prädestiniert für Schostakowitschs Klangwelt voller Brechungen und Brüche.
Das 1933 entstandene erste Klavierkonzert von Schostakowitsch mit dem zweiten von 1957 zu kombinieren, ist eine besondere Herausforderung. Vor allem, wenn man es so gewissenhaft und ohne Effekthascherei wie Anna Vinnitskaya nicht bloß auf Parallelen anlegt, sondern erst recht auf Differenzen. Dafür stand ihr bei ihrem live im Rundfunk übertragenden Auftritt mit dem WDR-Sinfonieorchester aus Köln ein hervorragender Klangkörper zur Seite.
Das erste Konzert ist ein Anti-Konzert aus dem lakonischen Geist der aufmüpfigen späten Zwanziger. Anna Vinnitskaya spielt es mit Ingrimm. Mitreißend loslegend, nach einem heftigen Oktavsprung swingend in Jazz-Manier. Mit einem kurzen Innehalten im duftig elegischen Lento, einem in seiner rhythmischen Brisanz exzellent gemeisterten Moderato und einem feurig entfesselten russischen Tanz der fulminanten Stretta im Finale. Keck mischte sich in diesem mit Beethoven- und Haydn-Zitaten gespickten Werk die von Martin Griebl exzellent gespielte, vorlaute Trompete als einziges Blasinstrument im Streichersatz ein.
Als akademisch hat man das weniger populäre zweite Klavierkonzert abgetan. Hier erweist sich das als stumpfes Vorurteil. Anna Vinnitskaya kehrt nicht nur die raffinierte Virtuosität dieses Werkes heraus. Sie entdeckt mit kristallinem Klang auch einen unverzärtelt weichen, innigen Zauber im Andante und eine mitreißende circensische Magie im rhythmisch gegenläufigen Finalsatz. Als Zugabe spielte sie in amüsant naiver Manier die Gavotte aus Schostakowitschs „Puppenstücken“ für Kinder. Das Orchester bewies seine Klasse unter dem hervorragenden russischen Dirigenten Vasily Petrenko auch in der orchestralen Umrahmung mit Liszts sich pompös entladender schwerblütiger zweiten Ungarischen Rhapsodie und Zoltán Kodálys klar aufgefächerten Tänzen aus Galánta mit einer erstklassigen Solooboistin.
Recklinghäuser Zeitung, Bernd Aulich

Kritiken / Pressestimmen
Die gebürtige Russin Anna Vinnitskaya ist eine zarte Erscheinung. Aber der erste Eindruck täuscht. Wenn die seit 2002 in Hamburg lebende Pianistin am Steinway-Flügel loslegt, vermag sie sich in feurigen Furor zu steigern. Dem Klavierfestival Ruhr...